Aus den Reiseberichten unserer jetzigen 1. Vorsitzenden,
Jette Limberg-Diers


Nach stundenlanger Suche mit Paul, meinem Guide, hatten wir dieses  entzückende  Liebespärchen dann endlich gefunden


 

 Afrika, das ist Warten, immer Warten
auf irgendjemanden, irgendetwas


Warten darauf, dass der Strom wieder läuft, dass ein Bus endlich losfährt, ein defekter Reifen ausgetauscht ist, dass es regnet, damit es Wasser gibt und die Tanks aufgefüllt sind – dass es aufhört zu regnen …. Afrika, das ist Chaos, ein Land, dass man als Homöopath in Sulfur tauchen möchte. Menschen, denen Mobiltelefone fest an die Ohren gewachsen zu scheinen. Mobilfunkmasten omnipräsent, Erreichbarkeit überall, im entlegensten Winkel. Afrika, das ist lautes Geschnatter und Geschrei, der tägliche, routinierte Versuch im Chaos den Überblick zu behalten, einen weiteren, winzigen Schritt in Richtung Ziel zu tun, einen „Shortcut“ zu finden oder eine Alternative. Ohne Handy ein undenkbares Unterfangen. Wie haben die Menschen es vorher geschafft ihr Leben zu organisieren? - Afrika, das ist niemals endende Improvisation, aber auch Nachhaltigkeit, den noch das kleinste Fitzelchen Irgendetwas wird (fremd)-genutzt. Sei es als Abdeckung von Hütten, Zaunelement und und und. - Afrika, Dreck, Schmutz und Chaos, so mag das abfällige Urteil des oberflächlichen Betrachters, der die Perfektion der westlichen Welt für selbstverständlich hält, ausfallen. Wird er dazu noch unvorbereitet mit der örtlichen „Etikette“ bzw. aus unserer Sicht „Nicht-Etikette“ konfrontiert, fühlt er sich in allen Vorurteilen bestätigt: Rülpsen, Schmatzen, Nasehochziehen in der Öffentlichkeit sind völlig normal und im Gespräch muss man darauf vorbereitet sein, dass auch ein gebildeter und intelligenter Gesprächspartner plötzlich anfängt, völlig ungeniert in der Nase zu bohren, während er weiter aufmerksam zuhört. -

 

Afrika: das sind Luxushotels in Nairobi ab 100 Euro, im Schnitt aber 2oo – 300, aber auch 600 und mehr Euro – Hotels mit mehreren, auch in der Trockenzeit, stets gut gefüllten Swimmingpools und prächtig blühenden Außenanlagen. Von Umani Springs, den Quellen in der Nähe der Manyanga Clinic führen dicke Wasserleitungen von ca. 80 - 100 cm Durchmesser oberirdisch ohne Unterbrechung quer durch das vertrocknete Land zu den Blumenfarmen der Präsidentenfamilie. Früher, so berichtet Ruth, meine Gastgeberin, habe sie noch zu Fuß von den Quellen Wasser holen können. Jetzt ist das Naturschutzgelände durch einen hohen Zaun abgesperrt, um die Felder vor den Elefanten zu schützen. In der Tat ist im vergangenen Jahr ganz in der Nähe der Klinik eine Frau von einem wilden Elefantenbullen getötet worden, als er sich durch ihr Transitorradio gestört fühlte und sie ihr Radio verteidigen wollte. Aber die Menschen können jetzt kein Wasser mehr holen, denn bis auf wenige Zugänge zum Reservat gibt es keine Pforten und Eintritt kostet es auch. Der Konflikt zwischen den Interessen der Menschen, die hier leben (müssen, aber auch wollen) und der schützenswerten, einmaligen Natur mit ihren Tieren scheint fast auswegslos zu sein.

 

Afrika – für mich bedeutet es hier, in einer der ärmsten Regionen Kenias, ein sechswöchiges Zusammenleben mit Menschen, die vorwiegend dem Stamm der Kamba angehören. Ich wohne wie die Menschen hier, benutze die gleichen Fortbewegungsmittel, d.h. Vorort ein Moped-Taxi oder für längere Strecken ein Sammeltaxi oder die großen Überlandbusse, die regelmäßig zwischen den größeren Städten hin und her pendeln und alles, wirklich alles transportieren: Auf dem Dach finden sich kunstvoll aufgeschichtete Berge von Koffern, Möbelstücken – zuletzt sah ich sogar Hühner, die auf für unser Tierschutzverständnis wenig schöne Art dazwischen befestigt waren. - Und hier ist ein wichtiger Unterschied zu uns in Europa: hier geschehen diese Dinge öffentlich (das Gleiche gilt für die Korruption der Politiker) – bei uns geschehen die Dinge im Verborgenen, sei es Tierquälerei in der Massentierhaltung oder Korruption (die offiziell nicht stattfindet, weil es selbstverständlich NIE zu Interessenkonflikten kommt, wenn ein hochrangiger Politiker nach seinem Ausscheiden in einen gut dotierten Wirtschaftsposten wechselt).

 

Als Homöopathin wäre ich geneigt, jedem (psychisch gesunden) Afrikaner zunächst einmal "Sulfur" verordnen zu wollen und den Kamba "Phosphorus": dieser Menschenschlag ist auffallend freundlich und hilfsbereit. Wir finden häufig die für Phosphorus typischen langen, geschwungenen Wimpern, freundliches, breites Lachen und einen offenen Blick ohne Arg. Viele der von mir hier behandelten Fälle sprechen in der Tat gut auf diese beiden Polychreste an und häufig genügen wenige Schlüsselfragen, um das jeweilige Mittel zu bestätigen. Nicht selten legen sich dicke Schichten von Natrium muriaticum (oft angezeigt bei chronischer Traurigkeit/Depressionen) über diese Grundkonstitution, insbesondere bei den Frauen. Vor allem nach Gründung einer Familie verlieren sie oft ihre einstige fröhliche Unbefangenheit, dann, wenn es heißt, nur noch zu arbeiten - den ganzen Tag.